Als IG der BewohnerInnen und BenützerInnen von Stefanini-Liegenschaften IGBBSL
organisieren wir uns für den Erhalt von günstigem Wohnraum in Winterthur. Seit
einiger Zeit weisen wir auf die zunehmende Verteuerung von Wohnraum hin – und
damit auch auf die Folgen: die Vertreibung der weniger betuchten
StadtbewohnerInnen. Sanierungen sind dafür ein beliebtes Mittel.
Im Herbst 17 wurden einige Berichte veröffentlicht, die diese Verteuerung zum
Thema machen:
Am 3.10.17 hat der Stadtrat Winterthur seine neue Wohnbaustrategie vorgestellt.
Mehr Wohnungen für Reiche sollen her, damit die Stadt mehr Steuern einnehmen
kann. Luxuswohnungen an der Badgasse, auf dem Heiligberg und in Dättnau. Wieviel
hat es wohl gekostet, sich diese glorreiche Idee von einer Beratungsfirma
aufschwatzen zu lassen?
Zumal die Idee, Reiche hier anzusiedeln, ja nicht neu ist. Das hatte der
Stadtrat unter SP-Stadtpräsident Ernst Wohlwend bereits versucht. „Winterthur,
en guete Bode“ hiess es damals. Geklappt hat es nicht. Teure bis sehr teure
Wohnungen wurden gebaut – die Krise blieb. Wenn heute Wohnungen in Winterthur
leerstehen, dann sind es solche für Reiche.
Am 9.10.17 veröffentlichte der „Landbote“ ein Gespräch mit Markus Brunner, dem
Geschäftsführer der Terresta AG, also jener Firma, die die Immobilien von Bruno
Stefanini verwaltet. Brunner staunt darin, dass die Totalsanierung
denkmalgeschützter Häusern so teuer kommt. Der Hintergrund dabei: Die Stefanini-
Häuser wurden kaum unterhalten. Viele der nötigen Unterhaltsarbeiten mussten wir
– die BewohnerInnen – selber machen. Und nun dürfen wir in der Zeitung lesen,
dass wir für eine sanierte Wohnung nicht mehr in Frage kommen. Denn die Miete
wird einfach zu hoch sein.
Die Terresta stellt sich als Opfer der Umstände dar: „Grossinvestoren können
sich das alles leisten. Aber viele private Eigentümer, die ihr Mehrfamilienhaus
renovieren möchten, haben Mühe mit dieser Entwicklung“, erklärt Brunner. Was er
dabei unterschlägt: die Mieteinnahmen, die Stefanini und die Terresta über
Jahrzehnte mit den verlotterten Häusern erzielt haben, wurden ja nicht in den
Unterhalt gesteckt. Das Geld floss in eine millionenschwere Kunststiftung.
Stefanini zählt zu den 300 reichsten SchweizerInnen – also sehr wohl zu jenen,
die „sich das alles leisten“ können.
Als BewohnerInnen und BenutzerInnen von Stefanini-Liegenschaften sehen wir die
Notwendigkeit, Häuser richtig zu unterhalten. Wo nötig, braucht es auch eine
Sanierung. Doch: wieso stets auf Kosten der BewohnerInnen? Wo ist denn der
Gewinn aus den Häusern hin? Wieso sollte es eigentlich nicht möglich sein, dass
die Eigentümerin, die die Häuser verlottern liess, die Sanierung bezahlt?
Immerhin lebte sie ganz gut davon. Wenn die Terresta sich ihrer
„gesellschaftlichen Verantwortung“ bewusst ist, wie Brunner behauptet, reicht
die billige Ausrede der hohen Sanierungskosten nicht. Ebensowenig wie die
neoliberalen Ausflüchte, die baurechtlichen Auflagen würden zu teuren Wohnungen
führen.
Brunner redet im Gespräch mit dem „Landboten“ endlich Klartext. Er bestätigt
unsere Befürchtungen. In der Altstadt, aber auch in den Stefanini-Siedlungen in
Wülflingen und Oberwinterthur steht Profitmaximierung auf Kosten der
BewohnerInnen auf dem Programm. Sanierungen, Abbrüche, Neubauten. Die Terresta
befinde sich in einem „Spannungsfeld“ und plane „grosse Anpassungen im
Porfolio“. Den Segen des Stadtrats hat sie offenbar.
Für uns heisst das: es stehen unangenehme Zeiten bevor. Dagegen organisieren wir
uns solidarisch, damit nicht noch der letzte günstige Wohnraum in Winterthur
wegsaniert wird.
Für die Selbstorganisierung! Aufwertung heisst Vertreibung – wir bleiben alle!
IG der BewohnerInnen und BenützerInnen von Stefanini-Liegenschaften IGBBSL